Mitte September öffnete die Erweiterte Schulische Betreuung (ESB) an der Michael-Grzimek-Schule in Frankfurt ihre Türen für einen besonderen Elterninfoabend, der den Startschuss für das zweijährige Projekt „Spielerisch entspannen“ von der BKK firmus und dem Verein „Mehr Zeit für Kinder“ markierte.
In einer Zeit, in der der Alltag von Kindern und Erwachsenen gleichermaßen von Termindruck, Reizüberflutung und ständiger Erreichbarkeit geprägt ist, setzt dieses Projekt ein wohltuendes Zeichen: Entspannung darf gelernt, geübt und erlebt werden – und das mit Freude, Neugier und einem Augenzwinkern. Bereits im Vorfeld des Elternabends fand ein Workshop mit den Pädagoginnen und Pädagogen der ESB statt. Unter der Leitung von Isabel Altmann aus dem Projektteam wurden Inhalte und Methoden vermittelt, wie Kinder spielerisch zu mehr innerer Ruhe finden können. Dabei ging es nicht nur um die Kinder – auch die Erwachsenen lernten, wie sie selbst stressresilienter werden und Entspannung als Haltung in ihren pädagogischen Alltag integrieren können. Die Teilnehmenden werden über die Projektlaufzeit hinweg als Multiplikator:innen ausgebildet, um das Gelernte nachhaltig in die Schulgemeinschaft zu tragen.
Der Elternabend selbst war ein voller Erfolg. Interessierte Eltern fanden sich in der Schule ein, neugierig auf das, was ihre Kinder in den kommenden Monaten erwarten würde. Nach einer kurzen Begrüßung durch die ESB-Leitung Johanna Kopiec und einer Vorstellung des Projektkonzepts durch „Mehr Zeit für Kinder“ wurde schnell klar: Hier geht es nicht um trockene Theorie, sondern um lebendige Praxis. Ein Highlight des Abends war zweifellos die Sinnesübung mit einer Rosine – ja, Sie haben richtig gelesen: eine Rosine. Was zunächst nach einem kulinarischen Missverständnis klang, entpuppte sich als faszinierende Reise durch unsere fünf Sinne. Die Teilnehmenden wurden eingeladen, eine einzelne Rosine mit allen Sinnen zu erleben:
- Sehen: Wie sieht eine Rosine eigentlich aus, wenn man sie nicht achtlos aus der Müslischale fischt? Schrumpelig, goldenbraun, mit winzigen Falten – fast wie ein Miniatur-Opa.
- Fühlen: Zwischen den Fingern zeigte sich die Rosine überraschend elastisch, weich und gleichzeitig widerstandsfähig. Ein kleines Kraftpaket mit Charakter.
- Riechen: Wer hätte gedacht, dass eine Rosine duftet? Süßlich, warm, ein Hauch von Sonne und Traube – fast wie ein Sommernachmittag im Weinberg.
- Hören: Und dann der Clou: Die Rosine kann man hören! Beim langsamen Kauen knistert sie leise, fast wie ein geheimes Gespräch zwischen Zähnen und Geschmacksknospen.
- Schmecken: Schließlich das Finale – ein intensiver, konzentrierter Geschmack, der sich ganz anders entfaltet, wenn man bewusst genießt.
Diese Übung war nicht nur unterhaltsam, sondern auch tiefgründig. Sie zeigte, wie Achtsamkeit im Alltag funktionieren kann – mit einfachen Mitteln und großer Wirkung. Viele Eltern waren überrascht, wie viel Ruhe und Präsenz in einer einzigen Rosine stecken kann. Im weiteren Verlauf des Projekts werden die Kinder der ESB in kleinen Workshop-Einheiten lernen, wie sie sich selbst zur Ruhe bringen können. Ob durch Atemübungen, Fantasiereisen, Bewegungsübungen oder kreative Ausdrucksformen – das Ziel ist klar: Entspannung soll kein Luxus sein, sondern ein selbstverständlicher Teil des Schulalltags. Die Übungen sind altersgerecht, spielerisch und alltagstauglich konzipiert, sodass sie auch zu Hause leicht umgesetzt werden können.
Das Präventionsprojekt „Spielerisch entspannen“ ist damit nicht nur ein Gewinn für die Kinder, sondern auch für Eltern und Pädagog:innen. Es schafft Räume für Begegnung, für Stille und für das, was im hektischen Alltag oft verloren geht: das bewusste Erleben des Moments. Wir freuen uns auf die kommenden zwei Jahre voller Rosinenmomente, entspannter Kinder und vielleicht sogar ein paar tiefenentspannten Eltern, nicht nur an der Michael-Grzimek-Schule, sondern auch an der Friedrich-List-Schule, der Adolf-Reichwein-Schule und der Römerstadt-Schule, wo das Projekt ebenfalls umgesetzt wird.
Denn wie wir gelernt haben: Manchmal reicht eine Rosine, um die Welt ein bisschen langsamer zu machen.
