21. Oktober 2019

Kinder- und Jugendkonferenzen mit dem Projekt Raumpilot*innen

Raumpilot*innen sind Kinder und Jugendliche, die sicher durch ihren Raum steuern. Dieser Raum ist dann das unmittelbare Lebensumfeld, der Stadtteil, die Nachbarschaft und das was zum Zuhause gehört. Was passiert, wenn Erwachsene von jungen Pilot*innen durch deren Räume gelenkt und gesteuert werden? Bei einem Flug mit den Raumpiloten erlebt man Raum mal aus einer ganz anderen Sicht und gewinnt dabei echte Lebensraumerfahrung – nämlich die eines Kindes oder Jugendlichen. Das Projekt “Raumpiloten im Quartier” bedeutet für Kinder- und Jugendliche die aktive Mit-Gestaltung jener Stadtteile, in denen sie selbst wohnen, spielen, laufen, rennen und ihre Stadt erleben.

In Frankfurt am Main gibt es viele Ort, an denen sich Kinder- und Jugendliche oft aufhalten. Das sind Räume, die junge Menschen durchqueren wollen oder müssen, um von A nach B zu kommen. Aber wie sehen diese Räume en Detail aus und wie erleben junge Menschen ihr Lebensumfeld? Stadtentwickler haben diese etwas andere Sicht nun berücksichtigt und begeben sich mit jungen Stadtteilbewohner*innen auf Erkundungstour, damit Stadterneuerung nicht nur neue Straßen, Wohnsiedlungen und Ampelkreuzungen bedeutet. Dabei sollen Wünsche junger Raumpilot*innen berücksichtigt und verwirklicht werden. Das ist natürlich ein politisches Thema, kann und muss öffentlich diskutiert werden, denn nicht immer gibt es ausreichend Verständnis und finanzielle Mittel, um den Bedürfnissen von Kindern- und Jugendlichen gerecht zu werden.

Herbsttage im Frankfurter Norden. In der Römerstadt-Siedlung laufen die Schulkinder morgens ihren gewohnten Weg zur Römerstadtschule und wieder zurück. Auf dem Nachhauseweg wird gern mal an dem ein oder anderen Spielplatz angehalten. Da gibt es dann Präferenzen, denn Spielplatz ist nicht gleich Spielplatz, und manchmal schränken die Hinterlassenschaften der Hunde aus der Nachbarschaft das Spielerlebnis stark ein. Kinder sind da flexibel – dann orientiert man sich eben neu und läuft ein paar Meter weiter zum nächsten Spielort. Dort hat man zwar sauberen Sand, aber leider demolierte Spielgeräte und abbröckelnde Farbe an den Spielplatzmauern, so dass alles sehr grau erscheint, und überhaupt ist so ein vernachlässigter Spielplatz doch auch ein bisschen trostlos. An den Anblick solcher Orte gewöhnt man sich leider zu schnell.

Mit den “Raumpilot*innen im Quartier” gelingt eine projektbezogene Zusammenarbeit zwischen Architekten, Stadtplanern, Kindern und Jugendlichen. Dies eröffnet Möglichkeiten, Defizite im Stadtteil zu benennen und Ideen zu sammeln, um Orte neu zu gestalten. Wild diskutiert wurden die Schwachstellen im eigenen Stadtteil von Kindern der ESB Römerstadtschule, die ihre Wünsche innerhalb der Kinderkonferenz am  15.10. vorstellten. Eltern wie Kinder haben angeregt mitverfolgt, was die Kinder zu berichten hatten. Das wurde mitunter direkt und ohne zu zögern benannt: “Ich mag es bunt” oder “Ich mag es sauber”, stand dann an der Pinnwand und gut sichtbar für alle Beteiligten der Konferenz.

Auch Jugendlichen wurde ein Forum in Form einer Jugendkonferenz geboten, um über Ihr Lebensumfeld zu berichten. Yashin und Sven, 12 und 13 Jahre alt, sind neue Besucher im Jugendtreff Zeilsheim und kennen sich in ihrem Stadtteil gut aus. Obwohl Yashin erst seit wenigen Monate in Frankfurt-Zeilsheim wohnt, kann er am Freitagabend in kleiner Konferenz Runde ganz genau erklären, was er in Zeilsheim gut findet, wo er sich wohl fühlt und wo nicht. Gemeinsam mit Jens Weber, Stadtteilplaner aus dem angrenzenden Unterliederbach, und Martin Müller, örtlicher Quartiermanager, diskutierten sie am 18.10. ihre Perspektiven und Meinungen zum Stadtteil.

Erst durch einen bewussten Blick auf das Gewohnte fällt Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen gleichermaßen auf, was sonst übersehen wird – Kaugummi auf Sitzbänken, die einen Aufenthalt nur im Stehen möglich machen schränken genauso ein wie verwahrloste Sportplätze oder nicht zugängliche Parkanlagen. Schöne Orte braucht es, damit junge Menschen sich wohl und auch sicher fühlen. Die Erkenntnis beider Konferenzen: Stadtraum muss nicht nur dunkler Asphalt, Beton und Müll bedeuten, wenn Orte leicht und ohne großen Gestaltungsaufwand mit bunter Farbe, Grünbepflanzung und etwas Pflege in Kinder- und Jugendfreundlichen Räume umgewandelt werden können.

Manchmal bedarf es jedoch auch der Unterstützung derjenigen, die im Stande sind konkrete und aufwändige Sanierungen durchzuführen, damit Orte, die niemand mehr begeht, denen zugänglich gemacht werden, die auf öffentlichen Raum angewiesen sind, weil das Zuhause eben keinen Garten, keine Spielmöglichkeiten und keinen Rückzugsort bietet. Mit Begeisterung haben die Kinder- und Jugendlichen unserer Einrichtungen am Projekt Raumpilot*innen teilgenommen und freuen sich auch in Zukunft Frankfurt nach ihren Bedürfnissen zu modernisieren und noch freundlicher zu gestalten.

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