16. Dezember 2023

Forderungs – statt Wunschzettel

Rechtzeitig vor Weihnachten haben Junior, Santiago und Abdulhadi vom Internationalen Kinderhaus zusammen mit anderen jungen Menschen, die ebenfalls Frankfurter Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA) besuchen, ihre Forderungszettel (ja, keine Wunschzettel!) an Oberbürgermeister Mike Josef, Stadtkämmerer Dr. Bastian Bergerhoff und Sozialdezernentin Elke Voitl übergeben. In Frankfurt gibt es rund 120 Einrichtungen der OKJA.

Hintergrund der Forderungen ist der seit Jahren durchgeführte Protest von Kindern, Jugendlichen, jungen Erwachsenen und Trägern der OKJA, der eine auskömmliche und gleichberechtigte Finanzierung der OKJA in Frankfurt zum Ziel hat.

Der Text zu den Forderungszetteln:

“Sehr geehrte Stadtverordnete,

in regelmäßigen Abständen machen wir auf die strukturelle Unterfinanzierung der Offenen Kinder- und Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit aufmerksam. Hierbei geht es nicht etwa um einen Ausbau der Angebote in den Einrichtungen, sondern schlicht um die Anpassung an Inflation und allgemeine Preissteigerungen, damit das reguläre Angebot aufrechterhalten werden kann. Seit 2016 gab es keine regelhafte Erhöhung der Zuschüsse für die freien Träger. Dies hat zu einem massiven Abbau der bestehenden Strukturen geführt, sodass nun eine existenzielle Bedrohung der Träger und der von ihnen bereitgestellten Angebote besteht. Zwar rettet die in diesem Jahr zugesagte Einmalzahlung pro Vollzeitäquivalent einige Einrichtungen vor der Schließung, es ist aber abzusehen, dass sich in 2024 die Bildungslandschaft verändern wird und gegebenenfalls sogar die Trägerschaft von Einrichtungen zurückgegeben werden muss.

Die Offene Kinder- und Jugendarbeit und verbandliche Jugendarbeit trägt seit den 1980er Jahren maßgeblich zum sozialen Frieden unserer Stadt bei. Auch durch die Vielfältigkeit der Bildungslandschaft ist Frankfurt zu einer vielfältigen und offenen Weltstadt gewachsen. Das Fachfeld setzt sich in allen Stadtteilen für die Belange Frankfurter Kinder und Jugendlicher ein. Jugendarbeit kanalisiert und löst Tendenzen von Gewalt, Rassismus und destruktivem Verhalten und ist wichtiger Ort zum Erlernen demokratischen Denkens und Handelns in Gruppenkontexten und zum Entwickeln eigener Positionen und Haltungen.   .

Heute übergeben Kinder, Jugendliche und Fachkräfte Forderungszettel der Kinder- und Jugendlichen dieser Stadt. Diese wurden in den Einrichtungen und Jugendverbänden gesammelt, in denen die Kinder und Jugendlichen ihre Freizeit verbringen und sich engagieren. Die Originale werden Frau Voitl, Herrn Josef und Herrn Dr. Bergerhoff überreicht. Sicher sind einige Forderungen aus kindlicher Perspektive formuliert, lesen Sie diese bitte mit dem Hintergrund des fachlichen Diskurses der letzten Zeit:

Auch in Deutschland, hier in Hessen und Frankfurt, sind Kinder und Jugendliche in ihren Grundrechten bedroht. Sie sind betroffen von Armut, von Chancenungleichheit, von Gewalt und Vernachlässigung. Parallel zum Armutsdiskurs veröffentlicht das statistische Landesamt, dass die Anzahl der Gefährdungseinschätzungen durch hessische Jugendämter sich seit der ersten Erhebung im Jahr 2012 mehr als verdoppelt haben. Die JuCo-Studien zeigten die immense psychische Belastung von Kindern und Jugendlichen während der Pandemie und der damit verbundenen Vereinsamung. Heute noch sind psychiatrische Praxen und Kliniken überlastet und haben Wartezeiten von mehreren Monaten. Kinder und Jugendliche sind in Not!

Die Forderungen der Frankfurter Kinder und Jugendlichen, die an der Aktion teilgenommen haben,  verdeutlichen ausschnitthaft den Bedarf, den die Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit und Jugendverbandsarbeit haben. Der Ausbau des Ganztages, die Implementierung von Jugendhilfe an allen Schulformen kann die offene Arbeit nicht ersetzen, denn nur in einer gemeinsamen und vielfältigen Bildungslandschaft können wir die Bedarfe der Zeit meistern.

Mit freundlichem Gruß

Die Einrichtungen der Offenen Kinder- und Jugendarbeit, die Jugendverbandsarbeit und die Frankfurter Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen”

Fotos: Selbstverwaltetes Jugendzentrum Fechenheim e. V.