Am 1. Oktober 2025 kamen beim jährlichen Fachtag unter dem Motto „Haltung zeigen für demokratische Werte in der Bildungs- und Sozialarbeit“ rund 400 unserer pädagogischen Fachkräfte in der Evangelischen Akademie Frankfurt sowie digital zusammen. Veranstaltet wurde der Fachtag vom Evangelischen Verein für Jugendsozialarbeit Frankfurt am Main e.V. gemeinsam mit dem Fachbereich Beratung, Bildung, Jugend des Evangelischen Regionalverbands Frankfurt und Offenbach.
Warum dieser Tag? Fachkräfte erleben im Arbeitsalltag immer häufiger Anfeindungen, Polarisierung und demokratiefeindliche Tendenzen. Der Fachtag bot deshalb einen Raum, aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen zu reflektieren, die eigene Haltung zu schärfen und Handlungsoptionen für die Praxis zu entwickeln.
„Eine gute Sozialpolitik trägt dafür Sorge, dass Menschen ihre sozialen Rechte tatsächlich wahrnehmen und durchsetzen können. Das heißt konkret, auch eine Verwaltung darf nicht länger passiv sein und muss die Hilfen zu den Menschen bringen“, betonte Elke Voitl, Dezernentin für Soziales und Gesundheit, in ihrem Grußwort zu Beginn der Veranstaltung.
Anschließend diskutierten Miriam Walter, Geschäftsführerin des Evangelischen Vereins für Jugendsozialarbeit und Manfred Oschkinat, Geschäftsführer des Fachbereichs Beratung, Bildung, Jugend des Evangelischen Regionalverbands Frankfurt und Offenbach gemeinsam mit den Keynote-Speakerinnen Prof. Dr. Nivedita Prasad und Prof. Dr. Schahrzad Farrokhzad über die Herausforderungen für die Bildungs- und Sozialarbeit in unseren Einrichtungen. In ihren Vorträgen thematisierten die Wissenschaftlerinnen Soziale Arbeit als Menschenrechtsprofession und die Auswirkungen rassistischer Gewalt auf Betroffene sowie auf die Fachpraxis.
So forderte Frau Prof. Dr. Nivedita Prasad in ihrem Beitrag: „Soziale Arbeit muss sich für strukturelle Veränderung einsetzen, und damit implizit und explizit demokratische Wert schützen.“ Frau Prof. Dr. Schahrzad Farrokhzad machte Mut, sich den oft schmerzhaften Fragen zu stellen: Inwiefern ist man selbst in rassistische Strukturen und Praxen verstrickt? Wird in der eigenen Institution systematisch intentionaler und nicht-intentionaler Rassismus erlebt? Für sie ist beides wichtig: Safe Spaces für Betroffene, aber auch Brave Spaces zu schaffen, die einen offenen und damit mutigen Diskurs ermöglichen sowie eigene ehrliche Reflexion.
Am Nachmittag vertieften die Teilnehmenden diese Impulse in vielfältigen Denkräumen. Ziel der Angebote war es, mit Fachreferent:innen in den Austausch zu treten, kollegiale Solidarität zu stärken und Strategien gegen demokratiefeindliche Angriffe zu entwickeln.
Der Fachtag machte deutlich: Haltung ist keine Selbstverständlichkeit, sondern eine gemeinsame, kontinuierliche Aufgabe. Als evangelische Träger der Bildungs- und Sozialarbeit haben wir uns gestern klar positioniert – und unsere Mitarbeitenden darin gestärkt, den Herausforderungen im pädagogischen Alltag mutig und solidarisch zu begegnen.
Die Veranstaltung beendet eine dreiteilige Veranstaltungsreihe in Kooperation zwischen Jugend- und Sozialamt der Stadt Frankfurt, Caritas Verband Frankfurt und dem Evangelischen Verein für Jugendsozialarbeit, mit der wir gemeinsam ein starkes Signal für Vielfalt, Teilhabe und Menschenrechte in der Stadtgesellschaft gesetzt haben.
Das ausführliche Programm finden Sie im Veranstaltungsflyer und weitere Informationen im Fachtags-Padlet.